Brustkrebs

Diagnose Brustkrebs – eine erschütternde Nachricht. Nichts ist mehr, wie es war, die Lebensgrundlagen scheinen aus den Angeln gehoben. Da verschafft sich die zweite Nachricht oft nur allmählich Gehör: Brustkrebs ist heilbar! Die auf dieses Ziel hinarbeitende Behandlung ist umfassend und wirft unendlich viele Fragen auf. Hier ein Ausschnitt mit Antworten unseres Experten Priv.-Doz. Dr. med. Günter Raab.

Diese Informationen enthalten nur allgemeine Hinweise und dürfen nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Sie können einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.


Häufigkeit

Nimmt Brustkrebs immer noch zu?

Nimmt Brustkrebs wirklich immer noch zu oder geht die Häufigkeit der Erkrankung langsam zurück?

Brustkrebs ist mit etwa 58.000 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland die häufigste bösartige Erkrankung der Frau – mit derzeit leicht steigender Tendenz.

Brustkrebs auch beim Mann?

Offenbar bleiben auch Männer nicht von Brustkrebs verschont?

Etwa eine von hundert Brustkrebserkrankungen betrifft einen Mann. Die Betroffenen sollten sich an Frauenärzte beziehungsweise Brustzentren wenden, denn die Therapie ist weitgehend identisch mit der bei Frauen bis auf den bei diesen oft durchgeführten Brustwiederaufbau. Für weibliche Verwandte ersten Grades eines an Brustkrebs erkrankten Mannes besteht ein familiär erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Allerdings konnte für männliche Verwandte ersten Grades einer an Brustkrebs erkrankten Frau kein erhöhtes Risiko festgestellt werden.


Risikofaktoren und Früherkennung

Was erhöht das Risiko für Brustkrebs?

Es gibt offenbar verschiedene Faktoren, die das Risiko, Brustkrebs zu bekommen, erhöhen. Welche sind das?

Es gibt mehrere Risikofaktoren für das Auftreten von Brustkrebs: eine frühe erste Menstruation bzw. Monatsblutung (zum Beispiel schon im Alter von unter 12 Jahren) oder eine späte letzte Menstruation (beispielsweise erst mit über 55 Jahren), und zwar wegen der verlängerten Einwirkung der Geschlechtshormone auf das Brustgewebe; ferner ein Lebensalter von über 30 Jahren bei der ersten Entbindung, mehr noch von über 35 Jahren; sodann die Hormonersatztherapie in den Wechseljahren (ab einer bestimmten Therapiedauer; orientierend werden hier Zeiträume von mehr als fünf Jahren genannt), außerdem regelmäßiger, maßgeblicher Alkoholkonsum, Übergewicht und Rauchen. Eine Genmutation, hier beispielsweise die Strukturveränderung des sogenannten BRCA1-Gens, erhöht das Risiko nachhaltig, auch wenn erblicher Brustkrebs eher selten ist. BRCA leitet sich vom englischen „breast cancer“, also Brustkrebs, ab. Neben dem BRCA1-Gen gibt es noch weitere Gene, die bei Brustkrebs und anderen Krebserkrankungen eine Rolle spielen. Normalerweise nehmen diese Gene, solange sie unversehrt sind, Kontrollfunktionen bei der Zellteilung wahr. Bei einer Mutation entstehen Lücken im Kontrollprozess, sodass die krebsfördernden Mechanismen überhand nehmen können. Die erbliche Mutation des BRCA1-Gens ist neben derjenigen des BRCA-2-Gens besonders bedeutsam, denn sie erhöht das Risiko, Brustkrebs im Laufe des Lebens zu bekommen, um das Fünf- bis Achtfache, das heißt, im Alter von etwa 70 bis 85 Jahren (sogenanntes Lebenszeitrisiko) kann das Risiko auf etwa 80% ansteigen.

Mutter hat Brustkrebs: Gefahr auch für die Tochter?

Meine Mutter hat Brustkrebs. Was bedeutet das für mich? Sorgen mache ich mir um uns beide.

Wenn Verwandte ersten Grades an Brustkrebs oder Eierstockkrebs erkrankt sind, kann für Sie ein erhöhtes, familiäres Brustkrebsrisiko bestehen. Zur Risikoabschätzung im Vorfeld haben Experten bestimmte Kriterien festgelegt. Hier drei Beispiele (mehr dazu unter: http://www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/brustkrebs/brustkrebsrisiken-persoenlich.php):

  • in einer Familie haben zwei Frauen, Verwandte ersten Grades, also beispielsweise zwie Schwestern, Brustkrebs; bei einer von ihnen wurde die Erkrankung vor dem Alter von 51 Jahren festgestellt.
  • In einer Familie hat eine Frau sowohl Brustkrebs als auch Eierstockkrebs.
  • In einer Familie sind ein Mann an Brustkrebs und eine seiner Verwandten ersten Grades an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt.

Wenn Sie keine Menstruation mehr haben, bedeutet dies, dass Sie einmal pro Jahr eine Mammografie durchführen lassen sollten. Vor den Wechseljahren sollte die Krebsfrüherkennung von Brustkrebs mithilfe eines bildgebenden Verfahrens ebenfalls einmal pro Jahr stattfinden. Hier unbedingt mit Ultraschall, außerdem mit einer Mammografie, sofern das Brustdrüsengewebe nicht noch zu dicht ist. Die Kernspin- oder Magnetresonanztomografie ist nur in speziellen Situationen sinnvoll, beispielsweise bei Befunden, die trotz Mammographie und Ultraschall unklar bleiben, bei erhöhter Brustdichte oder wenn eine Brustkrebsgen-Mutation – etwa des BRCA1- oder BRCA2-Gens – nachgewiesen wurde (siehe auch Fragen aus dieser Sprechstunde: „Was erhöht das Brustkrebsrisiko?“ und „Mögliche Konsequenzen aus einem Gentest auf Brustkrebs?“).

Derzeit läuft eine Studie zur Verhinderung von Brustkrebs bei Frauen nach den Wechseljahren mit erhöhtem Risiko (IBIS II Studie, www.brustkrebsvorbeugen.de).

Brustkrebsrisiko auch bei Eierstockkrebs in der Familie?

Meine Schwester hat Eierstockkrebs. Ich habe gehört, dass dieser ähnlich wie Brustkrebs erblich bedingt sein kann. Genügen da die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen? Worauf sollte ich achten?

Auch bei Eierstockkrebs ist eine gewisse familiäre Häufung bekannt. Das erblich verankerte Risiko ist aber geringer und daher nicht zu vergleichen mit der Risikoerhöhung bei Brustkrebs durch die Mutation etwa des BRCA1-Gens (zu BRCA1 siehe Frage: "Was erhöht das Brustkrebsrisiko?" aus dieser Sprechstunde).

Regelmäßige gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen einmal pro Jahr sind ausreichend. Dabei kann die Ultraschalluntersuchung mehr Informationen liefern als die Tastuntersuchung. Die Ultraschalluntersuchung zur Vorsorge wird jedoch von den gesetzlichen Krankenkassen nicht bezahlt.

Mögliche Konsequenzen aus einem Gentest auf Brustkrebs?

Was wären möglicherweise die Konsequenzen aus einem Gentest auf Brustkrebs? An wen sollte ich mich wenden?

Die Konsequenzen sind in erster Linie regelmäßige, engmaschige Vorsorge mit Ultraschall und Tastuntersuchungen halbjährlich sowie einer Mammografie und Kernspin- beziehungsweise Magnetresonanztomografie jährlich. Allerdings sollten sich Frauen schon im Vorfeld, das heißt zur Beratung über einen Gentest und die möglichen Konsequenzen, unbedingt in ein spezialisiertes Zentrum begeben. Dort können auch die gegebenenfalls notwendigen Vorsorgeuntersuchungen stattfinden. Weitere und weitreichende Konsequenzen sind letztendlich die vorbeugende (prophylaktische) Entfernung der Eierstöcke, die prophylaktische Entfernung beider Brüste, unter Umständen sogar die Entfernung aller genannten Organe. Weitere Informationen unter www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html

Wie kann ich das Risiko für Brustkrebs senken?

Was kann ich wirklich in dieser Hinsicht tun? Angeblich kann man doch Brustkrebs kaum vorbeugen?

Es gibt durchaus verschiedene Möglichkeiten der Vorbeugung, darunter auch einiges, was jede Frau selbst tun kann: Durch gesunde Ernährung – Maßhalten bei den Kalorien, also vor allem beim Fett, Zucker und Alkohol, demgegenüber tägliche Zulagen "vitamin- und mineralstoffreicher Marktfrische" – sowie durch regelmäßige sportliche Aktivität kann das Risiko für Brustkrebs gesenkt werden. Dass sich so auch Übergewicht vermeiden lässt, gehört maßgeblich zur Vorbeugung dazu.

Selbstuntersuchung: Was ist wichtig?

Praktische Tipps zur Selbstuntersuchung der Brust gemäß Ihrer ärztlichen Erfahrung: Worauf kommt es an, vor alllem für Frauen mit hohem Zeitstress?

Empfohlen wird die Selbstuntersuchung einmal pro Monat. 15 Minuten reichen aus, um auf dem Rücken liegend den Arm auf der Seite der untersuchten Brust hinter den Kopf zu legen und die Brust mit der anderen Hand systematisch, zum Beispiel von oben innen nach unten außen langsam und ruhig mit zunehmendem Druck abzutasten. Das heißt: ein Durchgang, an jedem Punkt zunächst mit geringem Druck, dann den Druck steigern. Anschließend noch die Achselhöhle betasten und das Ganze auch auf der anderen Seite tun. Vor den Wechseljahren, also in der fruchtbaren Zeit mit Menstruationen sollte es möglichst immer der gleiche Zeitpunkt pro Monat sein, am ehesten in der ersten Zyklushälfte, also in den ersten Tagen nach der Monatsblutung.

Brust-Check auch in der Schwangerschaft und Stillzeit?

An die Früherkennung von Brustkrebs auch dann denken, wenn man wirklich alles andere im Sinn hat, nämlich in der Schwangerschaft und Stillzeit?

Wenn eine Schwangerschaft festgestellt worden ist, sollte im Rahmen der Schwangerenvorsorge auch die Brust vom Frauenarzt abgetastet werden. Nur bei Auffälligkeiten sind weitere Untersuchungsmethoden notwendig. In der Stillzeit beispielsweise muss bei Veränderungen, die sich nicht durch die allgemeinen oder speziellen Maßnahmen gegen einen Milchstau oder eine Brustentzündung (Mastitis) zurückbilden, eine weitergehende Diagnostik erfolgen. In Kürze zur Erläuterung: Zeichen eines Milchstaus sind Verhärtungen und Schmerzen der Brust. Ein solcher Stau, aber auch Risse in der Brustwarze können zur Entzündung führen. Die betroffenen Partien fühlen sich heiß und knotig oder geschwollen an und sind schmerzhaft. Meistens stellen sich auch allgemeine Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen ein.

Vorbeugend wirken hier beispielsweise häufiges Anlegen des Babys und feucht-warme Umschläge vor dem Stillen zum besseren Entleeren der Milchgänge. Bei einer Entzündung empfehlen sich kühlende Umschläge, Medikamente, die den Milchfluss etwas bremsen und eventuell ein Antibiotikum.

Bleiben also nach diesen Maßnahmen eine Verhärtung oder ein Knoten unverändert in der Brust bestehen, so müssen diese Veränderungen unverzüglich untersucht werden; gegebenenfalls beinhaltet das auch die Entnahme einer Gewebeprobe.


Diagnosestellung

Wie wird Brustkrebs festgestellt?

Was sind die wichtigsten Schritte, die zur Diagnose führen?

Meist sind es die Frauen selbst, denen etwas an ihrer Brust auffällt. Daher ist es wichtig, die Brust regelmäßig, beispielsweise vor dem Spiegel, abzutasten und zu beobachten. Bei Auffälligkeiten sollten Sie sich an Ihren Frauenarzt wenden, der Ihren Tastbefund überprüft und bei Bedarf dann die spezielle Diagnostik mit Ultraschall und einer Mammografie in einer radiologischen Praxis oder in einem Brustzentrum einleitet. Dieser Weg ist identisch, wenn Ihr Frauenarzt bei der Vorsorgeuntersuchung eine Auffälligkeit in der Brust bemerkt. Mittlerweile werden in Deutschland Mammografie-Screening-Untersuchungen (Röntgen-Reihenuntersuchungen zur Früherkennung von Brustkrebs) für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren angeboten und von den Krankenkassen bezahlt, sofern eine zugelassene Untersuchungsstätte aufgesucht wird. Hierzu kann Ihnen Ihr Frauenarzt nähere Auskünfte geben. Bei einem verdächtigen Befund wird die Betroffene zur Kontrolle einbestellt. Bestätigen weitere Röntgenaufnahmen den Verdacht auf einen krankhaften Befund, wird der Frau empfohlen, eine Gewebeprobe zur feingeweblichen Untersuchung entnehmen zu lassen (Biopsie).

Strahlenbelastung der Mammografie

Wie hoch ist die Strahlenbelastung der Mammografie?

Sehr gering. Wenn eine Frau in ihrem ganzen Leben auf 500 Mammografien kommen würde, so wäre ihre Strahlenbelastung so hoch wie die zulässige jährliche Strahlenbelastung eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin in einer Röntgenabteilung.

Bester Zeitpunkt für die Mammografie?

Was ist zyklusmäßig die beste Phase für die Mammografie?

In der ersten Zyklushälfte lässt sich die Brust in der Mammografie am besten darstellen. Nach den Wechseljahren spielt diese Frage übrigens keine Rolle, da Frauen dann ja keinen Zyklus mehr haben.

Homontherapie wegen Mammografie unterbrechen?

Soll ich wegen einer Mammografie die Hormontherapie (gegen Wechseljahresbeschwerden) vorübergehend unterbrechen?

Dies ist in der Regel nicht notwendig. Bei unklaren Veränderungen nach Unterbrechung der Hormontherapie sollten Sie bis zur Kontrollmammografie einige Wochen warten, da sich mögliche Änderungen des Drüsengewebes der Brust erst langsam einstellen.

Zweitbefundung Mammografie: Wie geht das?

Wie verfahre ich konkret, um eine Zweitbefundung meiner Mammografiebilder durchführen zu lassen?

Im Rahmen des Mammografie-Screenings geschieht dies in den entsprechenden Einrichtungen automatisch. Allerdings ist hier zu bedenken, dass dies einige Zeit in Anspruch nimmt (weitere Informationen unter www.kooperationsgemeinschaft-mammographie.de; www.apotheken-umschau.de übernimmt keine Haftung für den Inhalt externer Internetseiten).

Die meisten radiologischen Praxen führen die doppelte Befundung im Rahmen ihrer Qualitätssicherungsmaßnahmen bereits routinemäßig durch.

Ansonsten können Sie jederzeit Ihre Mammografiebilder mitnehmen und an anderer Stelle nochmals befunden lassen.

Brustbiopsie: Was bedeutet das?

Was bedeutet eine Brustbiopsie genau? Wann wird welches Verfahren zur Gewebeentnahme empfohlen?

Grundsätzlich sollte vor jeder Brustoperation wegen eines „Knotens“ das feingewebliche Untersuchungsergebnis einer Gewebeprobe (Biopsie) vorliegen. Wenn es sich um einen verdächtigen Knoten, einen tastbaren Befund, handelt, der auch im Ultraschall- oder Mammografiebild reproduzierbar ist, wird eine Hochgeschwindigkeits-Stanzbiopsie durchgeführt. Dabei lassen sich einige Gewebepartikel („Zylinder“) gewinnen, die dann histologisch (feingeweblich) untersucht werden können.

Liegt auffälliger Mikrokalk – eine verdächtige Veränderung im Mammografiebild – vor, ist die stereotaktische Vakuum-Saugbiopsie (zum Beispiel mithilfe des sogenannten "Mammotom" und einer Röntgenvorrichtung) vorzuziehen, da hier sehr viele Gewebezylinder gewonnen werden und das ganze Kalkareal nach Röntgendarstellung sogar entfernt werden kann.


"Profil" des Tumors

Was sind prognostisch wichtige Gewebemerkmale?

Was sind die wichtigsten Gewebemerkmale, die etwas über die Aussichten (Prognose) bei Brustkrebs aussagen?

Drei Tumoreigenschaften werden heutzutage als Standard bestimmt:

  • das Tumorgrading: Es beschreibt die Zelldifferenzierung und somit die Aggressivität des Krebs-Wachstums;
  • der „Hormonfühlerstatus“ auf den Tumorzellen (Rezeptorstatus);
  • der sogennante HER2-Status (auch „cErbB2“-Status genannt).

Die als zweiter und dritter Punkt angeführten Parameter liefern Informationen über die Heilungsaussichten. Sie dienen aber auch dazu, diejenige Therapieform festzulegen, von der die individuell größte Wirksamkeit zu erwarten ist.

Eine Vorstufe von Brustkrebs: Was ist das?

Eine Vorstufe von Brustkrebs zu haben, was heißt das genau?

Bei einer Krebsvorstufe werden Tumorzellen nachgewiesen, die jedoch noch nicht in das umliegende Gewebe hineinwachsen können, und somit auch noch nicht die Eigenschaft besitzen, die den Krebs so gefährlich macht – nämlich in andere Organe zu streuen. Diese Eigenschaft werden die Krebsvorstufen aber erwerben. Daher ist es enorm wichtig, diese Tumorzellen von vornherein vollständig operativ zu entfernen.

Da Krebsvorstufen oft sehr weit verstreut in der Brust auftreten können, muss hier trotz bester Heilungsaussichten manchmal sehr ausgedehnt operiert werden.

Hat die Lage des Tumors Einfluss auf die Heilung?

Welche Rolle spielt die Lage des Tumors in der Brust für die Heilung?

Bei den Heilungsaussichten spielt die Lage eines Tumors innerhalb der Brust keine Rolle. Die Entdeckung oder die kosmetisch einwandfreie Entfernung kann bei ungünstiger Lage allerdings erschwert sein. Beispielsweise muss manchmal bei einem in der Mitte der Brust gelegenen Knoten die Brustwarze mitentfernt werden. Sie kann aber anschließend plastisch-chirurgisch nachgebildet werden.

Lage des Tumors: Folgen für die Behandlung?

Wirkt es sich auf die Behandlung aus, wenn ein Tumor an mehreren Stellen in einem "Brustsektor" (Quadrant) liegt oder über diesen hinausgeht?

Wenn mehrere Tumorherde vorhanden sind, gilt allgemein, dass erst bei einem Abstand von über vier Zentimetern zwischen den Herden, unabhängig ob in einem oder mehreren Quadranten der Brust, vom brusterhaltenden Vorgehen bei der Operation Abstand genommen werden sollte. Allerdings ist dies immer auch im Verhältnis zur Brustgröße zu beurteilen.


Stadieneinteilung

Was bedeuten Staging und Grading bei Brustkrebs?

Staging, Grading: Was bedeuten diese Faktoren?

Staging bedeutet die Stadieneinteilung der Brustkrebserkrankung. Hierbei wird die Tumorgröße (T), der Lymphknotenbefall (N für lateinisch „nodus“ = Knoten) und die Metastasierungs-Situation (M) beurteilt (TNM-Stadium).

Das Grading bezieht sich auf den Grad der Tumorzelldifferenzierung als Maß für die Aggressivität des Wachstums (G1 bedeutet Grading 1: langsames, wenig aggressives Wachstum; G2 bedeutet mäßig aggressives, G3 dagegen schnelles und aggressives Wachstum).

Das häufigste Stadium bei der Diagnose von Brustkrebs?

In welchem Stadium werden die meisten Brustkrebserkrankungen bemerkt?

Durch moderne Diagnoseverfahren können heutzutage schon sehr kleine Veränderungen in der Brust entdeckt werden. Daher befinden sich die meisten Patientinnen im Stadium T1, das heißt der Tumor ist bei ihnen maximal zwei Zentimeter groß. Entsprechend sind auch meist noch keine Lymphknoten befallen, sodass hier das Stadium N0 vorliegt. Metastasen stellen in diesen Situationen Raritäten dar; somit liegt also zumeist als „M-Stadium“ die Situation „M0“ (M Null) vor (vergleiche Frage aus der „Experten-Sprechstunde Brustkrebs“: „Was bedeuten Staging und Grading bei Brustkrebs?“)


Behandlung

Muss die Brust immer entfernt werden?

Bedeutet Brustkrebs, dass die Brust immer entfernt werden muss?

Heutzutage kann bei zwei von drei (66%) oder gar bei drei von vier Frauen (75%) die Brust trotz Vorhandenseins eines bösartigen „Knotens“ erhalten werden. Der Tumor wird möglichst gewebeschonend und kosmetisch akzeptabel im Gesunden aus der Brust entfernt. Anschließend muss die Brust bestrahlt werden. Dies bietet den gleichen Schutz vor einem erneuten Auftreten des Krebses in der Brust wie deren komplette Entfernung. Dennoch gibt es Situationen, in denen die Erhaltung der Brust nicht empfohlen werden kann. Paradoxerweise sind dies oft ausgedehnte Krebsvorstufen, die in über 90% der Fälle heilbar sind, aber eben einen hohen Preis fordern, um dieses Ziel zu erreichen.

Achselhöhleneingriff: Leidet der Arm darunter?

Wird mein Arm durch die Operation der Lymphknoten in der Achselhöhle beeinträchtigt?

Diese Angst ist heute unbegründet, da sie aus der Zeit stammt, als noch viel radikaler operiert wurde und zudem auch der Bereich der Achselhöhle mitbestrahlt wurde. Dies ist heute nur noch ganz selten nötig. Sofern der Knoten in der Brust nicht größer als zwei bis drei Zentimeter ist, wird heutzutage die Gruppe der sogenannten Wächter-Lymphknoten vor der Operation dargestellt und markiert. Bei der Operation wird dann gezielt nur diese Lymphknotengruppe entfernt und noch während des Eingriffs vom Pathologen untersucht. Wenn hier kein Tumorbefall nachzuweisen ist, kann auf die Entfernung aller übrigen Lymphknoten der Achselhöhle verzichtet werden.

Wann Chemotherapie?

Wann ist bei Brustkrebs eine Chemotherapie unvermeidlich?

Trotz der Möglichkeiten der antihormonellen Therapie und der Behandlung mit Antikörpern sollte in manchen Situationen nicht auf eine Chemotherapie verzichtet werden. Zum Beispiel dann, wenn der Tumor sehr groß ist, biologisch aggressive Eigenschaften aufweist und die Achsel-Lymphknoten mitbefallen sind. Bei Frauen vor den Wechseljahren ist die Chemotherapie meist unumgänglich. Doch gerade bei den sehr jungen Frauen, deren Familienplanung noch nicht abgeschlossen ist, wird derzeit die Möglichkeit untersucht, die Eierstöcke vor den Wirkungen der Chemotherapie zu schützen, um deren Funktion zu erhalten. Auch die Verträglichkeit der Chemotherapie ist durch unterstützende Medikamente heute viel besser als früher.

Zeitpunkt der Anti-Hormontherapie?

Gibt es einen besonderen Grund dafür, die Anti-Hormontherapie bei Brustkrebs erst nach der Chemotherapie durchzuführen?

Für das Antiöstrogen „Tamoxifen“, welches bestimmte Wirkungen der „Östrogene“ genannten weiblichen Geschlechtshormone im Körper abbremst, konnte nachgewiesen werden, dass die Heilungsaussichten besser waren, wenn das Medikament nach einer speziellen Chemotherapie gegen Brustkrebs eingenommen wurde, als wenn es mit der Chemotherapie kombiniert wurde. Daher wird inzwischen generell empfohlen, diese Therapieschritte nacheinander anzuwenden.

Andere Therapien bei Brustkrebs?

Gibt es noch andere Therapiemöglichkeiten bei Brustkrebs als die "üblichen"?

Insgesamt sollte von den heutigen Standardtherapien nicht abgewichen werden. Diese umfassen die Operation, die in den meisten Fällen brusterhaltend mit Entfernung der sogenannten Wächterlymphknoten geschieht. Die Bestrahlung der Brust danach ist ein Muss, also obligatorisch. Weitere Behandlungsschritte sind einzeln oder in Kombination – je nach individueller Situation – die antihormonelle Therapie, die Antikörpertherapie und die Chemotherapie. Um an den neuesten Therapieentwicklungen teilhaben zu können, sollten Sie versuchen, an Zentren behandelt zu werden, die klinische Studien zur Behandlung von Brustkrebs anbieten. Dabei werden neue Medikamente und Therapiekonzepte eingesetzt, und zwar unter strengster behördlicher Kontrolle und mit größtmöglicher Sorgfalt.

Wie kann man die Folgen der "Chemo" auffangen?

Bitte ein paar praktische Tipps zum Umgang mit Chemotherapie-Folgen wie Mundschleimhautentzündung und Infektionsrisiko.

Bei einer Mundschleimhautentzündung (Mukositis) können milde Spülungen, Tinkturen oder Gels, örtlich angewendet, helfen. Sie enthalten zum Beispiel Extrakte aus Salbei oder schmerzlindernde Wirkstoffe. Auch Kühlung, beispielsweise durch Lutschen von Eiswürfeln, kann lindernd sein. Heiße und scharfe Speisen sollte man als Betroffene dagegen vermeiden. Um Infektionen vorzubeugen, sollte man während der Chemotherapie und in der ersten Zeit danach um Menschenansammlungen (zum Beispiel in öffentlichen Verkehrsmitteln) lieber einen Bogen machen.

Und die Ernährung während der "Chemo"?

Was ist im Hinblick auf die Ernährung während der "Chemo" gegen Brustkrebs am wichtigsten?

Während der Chemotherapie sollten die Betroffenen lieber häufiger kleine Mahlzeiten pro Tag als wenige große und belastende Hauptmahlzeiten zu sich nehmen und dazu reichlich Flüssigkeit trinken. Empfohlen wird eine ausgewogene vitaminreiche Ernährung mit frischem Obst (sofern die Mundschleimhaut das verträgt) und Gemüse in leichter Zubereitung. Jede Patientin wird bald herausfinden, was ihr am besten in dieser Zeit bekommt. Empfehlungen für spezielle Präparate zur Nahrungsergänzung sind wissenschaftlich nicht begründbar.

Fortschritte der Therapie?

Gibt es bei der Therapie von Brustkrebs inzwischen wissenschaftlich gesicherte Fortschritte?

Bedeutende Weiterentwicklungen gibt es derzeit im Bereich der antihormonellen Therapie. Hier haben die sogenannten Aromatasehemmstoffe wie Anastrozol, Exemestan, Letrozol – sie werden bei Patientinnen mit Brustkrebs eingesetzt, die die Wechseljahre hinter sich haben –, den bisherigen Standard (Tamoxifen) wegen höherer Wirksamkeit und besserer Verträglichkeit abgelöst. Bei Frauen, die vor den Wechseljahren erkrankt sind, hat Tamoxifen im Rahmen der antihormonellen Nachbehandlung aber weiterhin seinen Platz. Die Methode der Entfernung der Wächter-Lymphknoten anstelle der gesamten Achsellymphknoten hat sich in erfahrenen Einrichtungen als Standard durchgesetzt. Hochwirksame Chemotherapien werden bereits vor der Operation angewendet, um den Tumor zu verkleinern und bestimmte Tumoreigenschaften anhand seines Schrumpfens zu erkennen. Die Antikörpertherapie mit dem Arzmeistoff "Trastuzumab" hat die Heilungschancen bei entsprechenden Voraussetzungen, das heißt bei positivem Her2-Status, wesentlich verbessert. Derzeit wird untersucht, ob die herkömmliche wochenlange Strahlentherapie durch die Bestrahlung noch während der Operation (intraoperativ) ersetzt werden kann.

Warum keine Aromatasehemmer vor den Wechseljahren?

Warum werden Aromatasehemmer, die doch sehr wirksam und zugleich recht verträglich sein sollen, nicht auch vor den Wechseljahren eingesetzt?

Aromatasehemmer hemmen die Bildung von Östrogenen, körpereigenen Geschlechtshormonen der Frau, in der Rindenzone der Nebennieren sowie im Muskel- und Fettgewebe. Diese Organe sind die noch verbleibenden Östrogenproduktionsstätten nach den Wechseljahren. Vor den Wechseljahren entsteht das meiste Östrogen in den Eierstöcken. Daran ist zwar auch das Enzym Aromatase beteiligt, doch seine medikamentöse Hemmung wäre hier nicht ausreichend. Mehr noch: Die Blockade der Östrogenbildung außerhalb der Eierstöcke würde deren Produktion sogar noch zusätzlich ankurbeln. Und das wäre bei einem hormonabhängigen Brustkrebs fatal. Allerdings laufen derzeit Studien mit Patientinnen, die vor den Wechseljahren Brustkrebs bekommen haben: Die Eierstöcke sind bei ihnen medikamentös ruhiggestellt worden; gleichzeitig werden die Frauen mit einem Aromatasehemmer behandelt. Die Ergebnisse stehen noch aus (weitere Informationen zu dieser sogenannten „Soft“-Studie bei der German Breast Group: http://www.germanbreastgroup.de; www.apothelen-umschau.de übernimmt keine Haftung für die Inhalte externer Internetseiten).


Nachsorge

Krebsnachsorge – was heißt das?

Was bedeutet Krebsnachsorge für mich persönlich?

Nach der Diagnose Brustkrebs und nach beziehungsweise während der Therapie sollten sich Patientinnen regelmäßig zur Nachsorge begeben. Hierbei wird überprüft, ob eine noch andauernde Therapie (zum Beispiel eine Antihormonbehandlung) gut vertragen wird. Mögliche Nebenwirkungen werden erfasst und behandelt. Außerdem werden der allgemeine Gesundheitszustand und die seelische Verfassung der Patientin beurteilt, und damit verbunden die Frage, ob psychologische Unterstützung notwendig ist. Schließlich werden Rehabilitationsmaßnahmen organisiert. Vor allem aber wird sorgfältig kontrolliert, ob die Krebserkrankung anhaltend verschwunden ist.

Was beinhaltet die Nachsorge genau?

Welche Zeiträume werden für die Nachsorge empfohlen, und was untersucht der Arzt dabei?

In den ersten zwei bis drei Jahren nach der Diagnose und Behandlung von Brustkrebs sollten Arztbesuche zur allgemeinen Untersuchung alle drei Monate erfolgen. Mammografien sollten auf der erkrankten Seite alle sechs Monate, auf der anderen Seite alle zwölf Monate erfolgen. Danach genügen allgemeine Untersuchungen alle sechs Monate und Mammografien beidseits alle zwölf Monate. Insgesamt gilt, dass die Nachsorge symptomorientiert sein soll. Weitere Untersuchungen zur Prophylaxe sind somit normalerweise nicht notwendig.

Wer führt die Nachsorge durch?

Welcher Arzt führt die Nachsorge durch, wenn die Behandlung von Brustkrebs abgeschlossen ist?

Da die gynäkologische Vorsorgeuntersuchung auch weiterhin regelmäßig mindestens einmal im Jahr erfolgen sollte, empfiehlt es sich, die Nachsorge beim Sie betreuenden Frauenarzt durchführen zu lassen. Er wird die Mammografien oder weitergehende Untersuchungen bei Bedarf für Sie organisieren.


Diesen Artikel finden Sie auch auf der Webseite der Apotheken Umschau: www.apotheken-umschau.de


Deutsch